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SPD-Landtagsabgeordnete besuchten Wahrendorff Klinikum

Holger Stürmann, Geschäftsführer Wahrendorffs, nahm kein Blatt vor den Mund: "Wir müssen in unserer täglichen Arbeit rund 800 Gesetze und 4.000 Verordnungen berücksichtigen, das ist ein enormer Verwaltungsaufwand. Deshalb brauchen wir unbedingt und umgehend einen Bürokratieabbau."
Unter der Lichtkuppel der Einrichtung (von links): Maria Chiara Miotti, Organisations- und Netzwerkmanagerin des Klinikums, Geschäftsführer Holger Stürmann, die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Marten Gäde und Dr. Silke Lesemann, Prof. Dr. Marc Ziegenbein, Ärztlicher Direktor, Oliver Lottke, SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Sozialausschusses im Landtag, Dr. Christian Tettenborn, Stellv. Ärztlicher Direktor, und Maria Elena Esteban Vela, Leitende Ärztin im Bereich Junge Erwachsene.

SPD-Landtagsabgeordnete besuchten Wahrendorff Klinikum
– Hohe Nachfrage nach Therapieplätzen, großer Fachkräftemangel –

Holger Stürmann, Geschäftsführer Wahrendorffs, nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir müssen in unserer täglichen Arbeit rund 800 Gesetze und 4.000 Verordnungen berücksichtigen, das ist ein enormer Verwaltungsaufwand. Deshalb brauchen wir unbedingt und umgehend einen Bürokratieabbau.“ Eine überbordende Bürokratie, der Fachkräftemangel und auch der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in Sehnde und Hannover sind Themen, die Stürmann und seine Kolleginnen und Kollegen täglich beschäftigen, wie er jetzt im Gespräch mit Dr. Silke Lesemann, der SPD-Landtagsabgeordneten für Laatzen, Pattensen und Sehnde, und ihren SPD-Abgeordnetenkollegen Marten Gäde und Oliver Lottke erklärte. Gäde ist Mitglied im Ausschuss für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung des Niedersächsischen Landtags, Lottke dessen Vorsitzender und Initiator des Besuchs, bei dem sich die Politikerinnen und Politiker über aktuelle Themen mit der Klinikleitung austauschen wollten.

Der große Verwaltungsaufwand des Klinikums, dessen umfangreicher Neubau von der SPD-geführten Landesregierung mit 70 Millionen Euro bezuschusst wurde, habe viele Facetten: So müsse die Einrichtung alle Arbeitsminuten des Personals genauestens erfassen – „eine Aufgabe mit hohem Ressourceneinsatz – Ressourcen, die an anderer Stelle besser aufgehoben wären“, betonte Stürmann. Hinzu kämen jeden Monat verschiedene Berichte an verschiedene Empfänger und künftig die Nachhaltigkeitsnachweise, die einen weiteren hohen zusätzlichen Verwaltungsaufwand mit sich brächten. Der Nutzen dieser „Datenberge“ wird seitens der Kliniker doch sehr in Frage gestellt.

Fachkräfte- und Wohnungsmangel

Den Fachkräftemangel im Bereich der Pflege bekomme auch Wahrendorff zu spüren, was sich in den nächsten Jahren noch zuspitzen werde „und unsere größte Herausforderung ist“, berichtete Stürmann. „Wir schätzen, dass die Nachfrage nach Behandlung um bis zu 20 Prozent steigen wird, die Belegschaft könnte in ähnlichem Umfang schrumpfen.“ Und es ist schwer, Personal für Sehnde zu begeistern, da die Verkehrsanbindung nicht ideal sei und potenzielle Mitarbeitende sich lieber wohnortnahe Jobs suchen würden. Außerdem mache sich der Wohnungsmangel in Hannover und der Region bemerkbar – für die Mitarbeitenden, aber auch für die Patientinnen und Patienten, die nach ihrer Entlassung auf Wohnungssuche sind.

Die schwierige Situation in der Pflege mache sich auch noch an anderer Stelle bemerkbar. So müsse das Klinikum Strafen für sogenannte Fehlbelegungen zahlen, weil Patientinnen und Patienten, die psychisch und demenziell erkrankt sind, keinen Platz in einem Pflegeheim bekommen. „Viele Pflegeheime lehnen diese Patientinnen und Patienten ab, weil sie personalintensiv sind und die Heime ohnehin schon finanziell ums Überleben kämpfen“, so Stürmann.

Wichtige und sehr gute Arbeit im Wahrendorff Klinikum

„Was wünschen Sie sich von der Landespolitik?“, fragte Lesemann die Vertreterinnen und Vertreter des Klinikums. Die meisten Themen, die das Klinikum gerade beschäftigen, seien nicht auf Landesebene zu lösen. Die drei Abgeordneten kündigten an, diese Themen an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten. Am Ende des Treffens wurden die drei Landtagsabgeordneten durch die Räume des hochwertig gestalteten und lichtdurchfluteten Neubaus geführt.

Trotz der Herausforderungen zeigt das Wahrendorff Klinikum, dass mit innovativen Konzepten, einem engagierten Team und einer klaren Vision für die Zukunft auch in schwierigen Zeiten ein wertvoller Beitrag zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen geleistet werden kann.

„Sie leisten hier sehr wichtige und sehr gute Arbeit“, betonte Lesemann abschließend.

Zum Hintergrund:

Der Stammsitz von Wahrendorff befindet sich in Ilten und Köthenwald. Mit der Psychiatrisch-Psychosomatischen Klinik Celle betreibt Wahrendorff ein zweites Krankenhaus. Hinzu kommen Tageskliniken, Psychiatrische Institutsambulanzen sowie Angebote des Wohnens und der Tagesstruktur in der Eingliederungshilfe. In der Wahrendorff-Gruppe arbeiten insgesamt rund 2.550 Menschen. Das Klinikum verfügt über mehr als 700 Betten und Plätze. Der Heimbereich beheimatet mehr als 1.100 Bewohnerinnen und Bewohner.

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