PflegeNetzwerk psychiatrischer Intensivstationen in Niedersachsen gegründet
– Gemeinsamer Aufbruch für mehr Sicherheit, Aufklärung und bedarfsgerechte Versorgung –
Wenn es um psychische Krisen geht, denken viele Menschen an „geschlossene Stationen“ – ein Begriff, der oft Unsicherheit oder sogar Ängste hervorruft. Tatsächlich sind psychiatrische Intensivstationen, auch als „geschützt geführte Stationen“ bezeichnet, hochspezialisierte Bereiche in psychiatrischen Kliniken. Sie dienen Menschen, deren Erkrankung so akut ist, dass kurzfristig eine engmaschige Betreuung, umfassende Sicherheitsmaßnahmen und eine intensive therapeutische Begleitung notwendig sind.
Um genau diese wertvolle und oft missverstandene Versorgungsform weiter zu stärken, haben sich jetzt engagierte Pflegeexperten aus verschiedenen niedersächsischen Kliniken zum PflegeNetzwerk psychiatrischer Intensivstationen Niedersachsens zusammengeschlossen. Sie setzen sich gemeinsam für mehr Qualität, Transparenz und Vernetzung in der psychiatrischen Versorgung ein.
„Unsere Intensivstationen sind Orte, an denen Menschen in schwersten seelischen Krisen Schutz und professionelle Hilfe erfahren“, sagt Tobias Urbanczyk, Pflegedienstleiter der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Göttingen. „Es ist uns wichtig, Vorurteile abzubauen und einen Einblick in diese Einrichtungen zu geben, die oft noch als ‚geschlossene Abteilungen‘ stigmatisiert werden. Wir möchten ein Bewusstsein dafür schaffen, wie essenziell diese spezialisierten Stationen für Patientinnen, Patienten und Angehörige sind.“
Vier zentrale Schwerpunkte
Das neu formierte Netzwerk hat vier Hauptfelder definiert, um die psychiatrische Versorgung in Niedersachsen zukunftsfähig und menschenwürdig zu gestalten:
1. Versorgung und Sicherheit
Die Schaffung und der Erhalt einer sicheren Umgebung für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende stehen an erster Stelle. Dazu zählen gut durchdachte Raumkonzepte, qualifiziertes Personal und die konsequente Umsetzung relevanter Leitlinien – beispielsweise der S3-Leitlinie „Verhinderung von Zwang“.
2. Transparenz und Aufklärung
Die Netzwerkmitglieder möchten durch öffentliche Veranstaltungen, Kampagnen und Publikationen die Rolle psychiatrischer Intensivstationen verständlich machen. Ziel ist es, das Stigma rund um psychische Erkrankungen und intensive Behandlungsformen zu verringern und für mehr Offenheit zu sorgen.
3. Zusammenarbeit in Personalfragen
Eine bedarfsgerechte Personalausstattung bildet das Rückgrat einer hochwertigen psychiatrischen Versorgung. Das Netzwerk entwickelt gemeinsame Strategien für Personalentwicklung, Fort- und Weiterbildung sowie Maßnahmen, um neue Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.
4. Genesungsfördernde Sprache
Worte haben Macht – gerade in der Psychiatrie. Das PflegeNetzwerk will den bewussten Umgang mit Sprache fördern, um Betroffenen mit Respekt zu begegnen und ihnen durch eine wertschätzende Kommunikation zusätzliche Unterstützung zu bieten.
Wer steckt dahinter?
Das PflegeNetzwerk psychiatrischer Intensivstationen Niedersachsens ist ein Zusammenschluss mehrerer Pflegeexperten aus folgenden Kliniken:
• Wahrendorff Klinikum
• AMEOS Klinikum Hildesheim
• Asklepios Fachklinikum Göttingen
• Burghof-Klinik Rinteln
• Dr. Fontheim Liebenburg
• Euregio-Klinik Nordhorn
• Heidekreis-Klinikum Walsrode
• Karl Jaspers Klinik
• KRH Psychiatrie Langenhagen und Wunstorf
• Medizinische Hochschule Hannover
• Psychiatrische Klinik Lüneburg
• Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Alle Pflegeexperten bringen ihre individuellen Erfahrungen ein und möchten gemeinsam neue Wege gehen, um Menschen mit schweren seelischen Erkrankungen bestmöglich zu unterstützen.
Mitmachen erwünscht
Das Netzwerk versteht sich als offene Plattform und lädt weitere psychiatrische Pflegeexperten ein, sich aktiv zu beteiligen. „Wir möchten, dass noch mehr Kolleginnen und Kollegen hinzukommen. Nur durch eine breite Zusammenarbeit können wir die psychiatrische Pflege in Niedersachsen stetig verbessern und Menschen in akuten Krisen eine bestmögliche Versorgung bieten“, betont Andy Schütz, Pflegedirektor des AMEOS Klinikums Hildesheim.
Kontakt
Interessierte können sich gerne an das Netzwerksekretariat wenden:
E-Mail: pflegenetzwerk@psychiatrische-intensivstationen-nds.de
Mit dem neu gegründeten PflegeNetzwerk setzen die beteiligten Pflegexperten ein klares Zeichen für verantwortungsvolle, innovative und menschlich zugewandte Psychiatrie. Im Mittelpunkt steht dabei stets, dass Menschen in extremen seelischen Krisen nicht allein gelassen werden, sondern auf bestens qualifizierte und vernetzte Unterstützung zählen können.